Stürmische Zeiten

Puh… ganz schön stürmische Zeiten. Geht es dir auch so?

Ich durchleb(t)e so einige Stürme, von leichter Brise, über heftige Sturmböen, so einige Unwetter mit Orkanböen, kleinen und großen Tornados mit heftigen Gewittern und Starkregen, die zu Überflutungen führten. Wie heißt es so schön: Im Außen, wie im Innen. Wie im Innen, so im Außen.

Die letzten Wochen waren solche Wochen.

Ich hatte das Leben schon gebeten, es doch endlich mal sanfter mit mir anzugehen…. Ich dachte, ich hätte gerade Wesentliches aufgeräumt, da brachten Stürme Starkregen und damit Hochwasser in den Garten und Keller, so dass ich knietief in Schlamm und Wasser stand. Im Außen und im Innen.

Aha: Da scheint es im Keller noch Arbeit zu geben. KELLER AUFRÄUMEN! So durfte physisch einiger Sperrmüll aus meinem Keller geholt werden, aufgeweichtes, verdrecktes ausgeräumt werden und geschaut werden, wie ich manche Kellerschätze vor künftigen Unwettern und Überflutungen besser schützen will.

Oh ja. Im Innen wie im Außen.

Die Trennung von meinem Partner war ein durchfegender Sturm, hatte einiges in mir aufgewühlt und überflutet. Alte Wunden, Glaubessätze, Verhaltensmuster wurden ins Bewusstsein gespült… verdrecktes Zeug, das mir wirklich nicht mehr dienlich war und mir vorher nicht klar war, dass es in meinem Keller den Platz versperrt und Kapazitäten aufbraucht. Innerer Sperrmüll, der mich von meinem „wahren Selbst“ sperrte.

Was mir in solchen Zeiten meist hilft ist es in die Natur, den Wald zu gehen, an einen meiner Kraftplätze.

So auch dieses Mal. Ich versuchte tief zu atmen und zu lausche und diesmal… was für ein Wunder ; )

…es kam Wind auf.

Es war wie eine kleine Lehrstunde der Natur. „Cornelia, schau doch mal genau hin! Lerne im Spiegel der Natur!“

So saß ich und lauschte…  Und mag euch gerne an den Lehren der Luft, des Windes teilhaben lassen:

Hier ist also gerade das Element Luft am Werk.

Wie wichtig Luft ist, habe ich in Zeiten erlebt, in denen ich kaum Luft bekam. Meine Bronchien waren Monate lang verengt, verkrampft. Ich bekam Hustenanfälle und konnte kaum tief ein- und ausatmen. Ich fühlte mich kraft- und antriebslos und war unfähig zu arbeiten.

Eine alte Faustregel besagt: „Der Mensch überlebt drei Wochen ohne Nahrung, drei Tage ohne Wasser und drei Minuten ohne Luft.“

Und doch können einige Menschen länger ohne Luft auskommen. Warum? Wir können trainieren: Tiefer zu atmen. Ein UND Aus. Unsere Lungenkapazität voll auszuschöpfen. Und gleichzeitig unser System für einen möglichst geringen Sauerstoffverbrauch „einzustellen“.

Luft ist eines der Elemente, die wir im Zusammenspiel mit den anderen Elementen brauchen, um zu leben.

In der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“

(1. Mose 2,7)

Bewegend.

„Weißt du wie die Phänomene WIND und STÜRME entstehen? Was sie bewirken?“  flüstert mir eine Windböe zu.

Wind ist eine gerichtete, stärkere Luftbewegung. Verantwortlich dafür sind die Elemente:

Die Sonne (Feuer) erwärmt.

Erde erwärmt sich schneller als das Wasser. Somit entstehen Temperaturunterschiede (Hoch- und Tiefdruckgebiete).

Und alles strebt nach Ausgleich!

Warme, leichte Luft steigt nach oben, kalte und schwerere Luft strömt nach. Erwärmt sich und steigt auf. Warme Luft aufgestiegen, kühlt in der Höhe ab, sinkt nach unten, verdrängt leichtere Luft. Kalte Luft erwärmt sich und steigt nach oben. Bewegung der Moleküle und Kreisläufe entstehen.

Inspirierend! Und so schön auf das menschliche Leben übertragbar. Wir streben nach Ausgleich. Wir erleben Hochs und Tiefs, die uns in Bewegung bringen.

Auf den ersten Blick doch ein schönes Bildnis.

Ruhige ausgeglichene Elemente haben etwas von Frieden. Ein zeitgleiches Miteinander der sich unterstützenden Kräfte, stetiger Wandel und Bewegung.

Doch ist mit unserer Luft etwas unausgeglichen…

  • Fühlen wir uns „festgefahren“, „stucked“
  • es herrscht „dicke Luft“
  • stehen wir unter Druck…
  • nehmen wir alles zu leicht
  • sind „high“ und haben den Bodenkontakt verloren…

 

will das Leben Ausgleich schaffen. Und das manchmal mit einer hohen Geschwindigkeit, Kraft und Intensität.

Stürmische Zeiten entstehen, vor denen wir uns meist fürchten. Denn sanft finden wir schnell schöne Bildnisse für Luft und Wind.

  • Die kühle und erfrischende Brise
  • Tiefes, frisches Atmen
  • Ein streichelnder Windhauch auf der Haut
  • spielerisches Drachen steigen lassen
  • Pusteblumen mit Wünschen in die Welt pusten
  • Sich vom Wind tragen und bewegen lassen (fliegen, surfen)
  • mit dem Wind in einem Ballon fahren können
  • Energieerzeugung durch Windräder
  • Samen, die vom Wind verweht werden (auch als Anemophilie und Anemophobie bekannt= Windwanderung und Windbestäubung)
  • entstehende Wellen surfen
  • Wind unter den Flügeln haben
  • Segel setzen können, um Energiesparend ans Ziel zu kommen

 

Und doch kennt jeder Fahrradfahrer: Rückenwind ist unterstützend, Gegenwind hinderlich.

Kennst du den Spruch: „Der Wind hat sich geändert.“  Er ist richtungsweisend.

Gut oder schlecht?

Je nachdem wo du gerade eigentlich hin wolltest.

In allen Kulturen hat der Wind eine gewisse Janusköpfigkeit: nützlich und auch verheerend.

Wie bei allem… viel von einem Element stark in Bewegung oder diesem Element starr ausgesetzt, ist bedrohlich und kann zerstörerisch sein.

Dazu kommt: Den Wind kann man nicht sehen, nur seine Auswirkungen.

Wind, Sturm, Tornados allein für sich –  ohne Bezug – ungefährlich. 

Ich habe versucht nach einem Bild für diesen Artikel zu suchen. Wind allein…nicht möglich. Er braucht etwas auf das er trifft, Materie, andere Elemente. Dann wird Wind sichtbar… in der Bewegung dessen, was er bewegt und mit sich führt, in Berührung kommt.

Trifft er auf etwas, kann der Wind zerstörerisch sein, entwurzeln, Dächer abdecken und ganze Bauten zerstören.

Oft kommt der Wind in Verbindung mit Flut, Regen und Gewitter. Wasser. Auch interessant, da Wasser für Emotionen stehen. Und Luft für den uns belebenden, bewegenden Geist.

Vielleicht kennst du diese Böen bevor sich das Wetter ändert, das Gewitter herbeizieht, die Regenwolken kommen? So bereitet uns Wind schon auf etwas das kommt vor.

Er warnt uns und gleichzeitig zeigt er uns auf, wie wenig wir wirklich unter Kontrolle haben.

Rainer Gundin schreibt:  „Das Gefühl des Ausgesetzt-Seins ist beim Wind besonders akut. Er taucht auf und verschwindet wieder. Er wechselt plötzlich seine Richtung. Fällt uns in den Rücken oder schlägt uns ins Gesicht. Die Stärke nimmt abrupt ab und ebenso schlagartig wieder zu. Und all das zugleich. Der Wind lässt uns leiblich nacherleben, wie viel, oder besser, wie wenig, wir unsere Situation letztlich kontrollieren. Dies wird durch die Unsichtbarkeit des Windes noch zusätzlich verstärkt. Wir bemerken den Wind erst, wenn es schon zu spät ist. Der Wind ist eine Metapher der Prekarität menschlichen Lebens. Er ist aber auch der Überbringer froher unerwarteter Botschaften, und sorgt immer wieder für Überraschungen. Der Wind ist die stete Veränderung.“

In seinen Worten wird spürbar, was Wind und Sturm auch in uns auslösen können: Verlustängste, Kontrollverlust, Festhalten an dem, was uns lieb ist, Ungewissheit über das Kommende…

In meinem Fall gerade:  Wesentliche Steine hat der Sturm mit sich genommen. Etwas, das auch Schutz, Halt, Geborgenheit und Struktur gegeben hat.

Stürme zeigen was tragfähig ist und solide ist; was kraftvolle Wurzeln hat, dennoch beweglich ist und mit dem Wind sich neigen kann. So brechen die Frühjahrsstürme die Äste ab, die nicht mehr die Kraft haben werden, die künftigen Früchte zu tragen.

Doch bricht in unserem Leben etwas weg, steht meist ein Trauerprozess an. So leicht wie ein Baum, geben wir nicht gerne her. Wir erleben Verlust.

Das zeigt auch eine nächste Redewendung: „Vom Winde verweht sein.“ Wind und Sturm bringen mich in eine andere Richtung, die ich nicht will oder trägt etwas von mir weg. Ein Tornado, der mich von zuhause (aus dem Bekannten, liebgewonnenen) weg bringt, wie in der Geschichte „Der Zauberer von Oz“.

Wind kann mir nehmen und schenken. Er gilt auch als Botschafter und weiser Berater:

„Die Antwort weiß nur der Wind.“ 

Ja, so unterschiedlich zeigt sich das Element Luft. So schön und auch beängstigend kann sie sein.

Was ist nun mit stürmischen Zeiten? Wozu laden diese ein?

Für mich sind diese Zeiten immer wieder Einladungen mich mir selbst zuzuwenden und innezuhalten.

Möglichst etwas Luft, eine Lücke zu schaffen… mich in das Auge des Sturmes zu begeben und das Treiben zu beobachten.

Manchmal erweist sich der Sturm als Sturm im Wasserglas… also als etwas mit viel Aufregung wegen einer Kleinigkeit; etwas, das zunächst starken Eindruck macht, aber letztlich ohne Auswirkungen bleibt.

Oft gar nicht so einfach. Denn Stürme geben uns wie bereits beschrieben das Gefühl des „Ausgeliefert-seins“ und lösen Verlust- und Existenzängste aus. Wer verliert schon gerne Kontrolle?

Ich kann mir Fragen stellen: Woran halte ich krampfhaft fest, selbst wenn es mir nicht guttut und mir sogar schadet?

Was will ich schützen? Was ist mir auch so wertvoll, dass ich mich vielleicht selbst den Gefahren des Sturmes und was er so mit sich bringt aussetzt? Welche Werte und Bedürfnisse zeigen sich mir? Wo braucht es/ ich Schutz oder stärkeren Halt? Wo und worin zeigen sich meine Wurzeln, mein Halt und auch meine Beweglichkeit oder auch meine Starre?

Gerade hier fühle ich mich eingeladen, mir die Frage zu stellen, was ist immer da und präsent? Was ist das, was bleibt? Bin ich im Kontakt zu diesem Teil von mir?

In der Spiritualität sprechen wir hier von dem, was alles durchdringt, dem einenden Selbst, dem Leben.

Ohhh ja… was für eine Möglichkeit mir selbst ganz tief und aufrichtig zu begegnen.

Was ich in diesen Zeiten brauche?

Zeit für mich. Mir gut zu tun.

Möglichkeit in die Mitte des Sturmes zu treten, mich etwas aus dem Geschehen hinauszubegeben und mir die Teile anzuschauen, die aufgewirbelt werden. So wird mir möglich, durchzuatmen und präsent mit dem zu sein was ist.

Auch mich an jemanden zu wenden, der gerade nicht in diesem Sturm ist und alles eher aus einer Metaperspektive betrachten kann und dem gerade selbst nicht alles, um die Ohren fliegt. So kann ich um Hilfe bitten bei jemandem oder etwas, der gerade nicht den Boden unter den Füßen verloren hat, sondern der mich packt und sanft auf den Boden holt und mir hilft mich zu regulieren.

Mir helfen Kreise von Menschen, so wie sich Pflanzen gegenseitig Schutz und Halt geben, mit ihren Wurzeln, mit ihrem Windschatten. Austausch, Gemeinschaft erleben, Inspirationen aus der Schwarmintelligenz, Mitgefühl und Verständnis und auch mal der wohlwollende Tritt in den Hintern, die Desillusion und einen anderen Blick.

Mir hilft Zeit, um all die Anteile wahrzunehmen, die aufgewühlt sind und mich mir selbst und meinen Anteilen zu widmen, meinem inneren Kind, meiner alten Weisen, meinem inneren Vater und meiner inneren Mutter, meinen weiblichen und männlichen Aspekten, meinem Zweifler und meinem Visionär… alle die gehört werden wollen … im Sosein. Ich atme, schreibe auf, sehe und fühle im Innen wie im Außen die Wolken ziehen und vielleicht Phantasiebilder erzeugen.

Ich versuche mich dabei daran zu erinnern: Ich bin der Himmel, nicht das Wetter.

Mir helfen wundervolle Pflanzen, die mich in dieser Zeit unterstützen können wie zum Beispiel der Hafer, Baldrian, Johanneskraut und auch der blaue Lotus. Sie wissen um die Kraft der tiefen Wurzeln und der Notwendigkeit von „Beweglichkeit“, um Stürme unbeschadet zu überstehen.

Und noch eine Frage wehte sich mir zu: „Was macht der Wind, wenn er nicht weht…“ Was ist, wenn es bei mir ruhig ist?

Er ist. Er weht woanders. Wenn er bei mir nicht weht, dann weht er an einem anderen Ort auf der Welt… Der Wind weht immer, mal leicht mal stark, der Wind bewegt immer etwas… Ein Wind der nicht weht, ist auch kein Wind… Wenn der Wind nicht mehr weht, ist die Luft raus.

Und dann?

Dann doch lieber etwas Wind und Sturm, oder?

So hat alles seinen Sinn, seine Aufgabe und gehört zum großen Ganzen!

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