Von Tiefpunkten, Krisen und anderen Problemen

„Ohh je! Ich bin an einem Tiefpunkt meines Lebens!“

Mein Mitgefühl UND Herzlichen Glückwunsch!

Auch wenn es sich für dich gerade nicht so anfühlt… Du hast eine kraftvolle Einladung des Lebens erhalten.

Echt jetzt?

Es könnte sein! Schauen wir uns ein paar Tiefpunkte mal näher an:

  • Ist ein Aktienkurs so richtig am Tiefpunkt…steigen einige Investoren gerne ein, da die Aktien günstig geworden sind.
  • Am Tiefpunkt des Meeres finden sich außergewöhnlich, besonders anpassungsfähige Geschöpfe.
  • Am Tiefpunkt einer Pflanze, ihren Wurzeln nehmen die Pflanzen kraftvolle Nahrung auf und finden Halt. In Dürrezeiten halten die Pflanzen mit tiefen Wurzeln besonders lange durch, da hier der Boden nicht so schnell austrocknet, wie an der Oberfläche und die Pflanzen an tiefliegendes Bodenwasser im Untergrund gelangen.

Schau dir den Lotus an… er wurzelt in der Tiefe, in Schlamm und Morast und wächst ans Licht, wo er wundervoll blüht. Ohne diese Tiefpunkte… keine Blüte.

  • Bist du am Tiefpunkt…Da kann es wohl nur bergauf gehen. Am Boden angelangt, gibt es kein Fallen mehr – nur Halt.
  • Du hast eine richtige Talfahrt erlebt? … Schau auf eine Achterbahn oder beobachte die Schaukel. Das ist das Schwungholen für den nächsten Gipfel und Freudenschreie!
  • Der Tiefpunkt ist oft nicht das Ende… er ist ein Wendepunkt! (Erinnerst du dich an die Kurvendiskussion in Mathematik?)
  • Wenn ich in die Tiefe von etwas eintauche…komme ich meistens an das Wesentliche, den Kern einer Sache! YOUR CORE!

Nun nutzt du für diese Zeiten vielleicht noch einen anderen Ausdruck für einen Tiefpunkt des Lebens wie zum Beispiel „Krise“. Schauen wir uns das mal genauer an: Krise ist laut Wikipedia „ein aus dem Griechischen stammendes Substantiv ( κρίσις  – ursprünglich ‚Meinung‘, ‚Beurteilung‘, ‚Entscheidung‘), das zum altgriechischen Verb krínein führt, welches „trennen“ und „(unter-)scheiden“ bedeutet“.

Ebenso wie Tiefpunkte beurteilen wir auch Krisen oft als falsch, negativ und schlecht.

Eine Krise – im Wortursprung also eine Entscheidung – ist vom Grunde doch nicht schlecht: Ich habe Wahlmöglichkeiten und kann wählen, beurteilen und entwickle „Unterscheidungsvermögen“, z.B. was mir wichtig ist, was mir guttut, wofür ich mich einsetzen will, wie ich leben will…

Für mich finden sich in beiden Ausdrücken „Tiefpunkt“ und „Krise“ kraftvolle Bilder.

Es kommt also auf die Perspektive, die Betrachtung an, die du dazu einnimmst. Captain Jack Sparrow bringt es im Film »Fluch der Karibik« auf den Punkt:

„The Problem is not the problem. The Problem is your attitude about the problem.“ Übersetzt: „Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem.“

Und  ja… es kann sich richtig sch* anfühlen!  Auch das will ich anerkennen und will es dir nicht nehmen! Mist ist ein guter Dünger für Wachstum und Schmerz ein starker Anzeiger und Antrieb.

Ich erinnere mich an das Buch „Oh je, ich wachse!“, welches ich gelesen habe als meine Kinder Babys waren. Immer wenn die Zeit mal wieder richtig anstrengend und herausfordernd wurde, eines meiner Söhne besonders quengelig, etwas krank war und es den Anschein hatte, als würde er Dinge, die er bereits konnte, wieder verlernt haben und wir deutliche Rückschritte empfanden … stand ein Wachstumsschritt an! Manchmal ein riesiger Sprung!  In dem Buch werden viele Forschungsergebnisse über die Entwicklungsschritte eines Kindes aufgeführt und ich konnte lesen, in welchem Zeitraum welche Prozesse anstanden und vor welchen Herausforderungen wir stehen. Das beruhigte mich und den Vater meiner Söhne. Wir konnten besser nachvollziehen was mit unserem Kind los ist und es besser unterstützen.

Nun hören wir in unsere Entwicklung nicht auf. Auch als scheinbare Erwachsene sind wir nicht ausgewachsen in unserer persönlichen Entwicklung.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Heraklit von Ephesus

Auch zu weiteren Entwicklungsstufen (wie z.B. die Stufen des Selbst, ein integrales Modell der persönlichen Entwicklung, Spiral dynamics) gibt es diverse Schriften, mit denen ich meinen mentalen Körper,  meinen Verstand beruhigen kann „Ah, alles `normal´. Ich entwickle mich und das kann ein nächster Schritt sein.“ Und ich kann wieder durchatmen und mich vielleicht leichter für Vertrauen in den Prozess entscheiden.

Noch etwas was mir beim Thema Tiefpunkt, Krise und Probleme wichtig ist zu betrachten:

Du setzt dich unter Druck und Stress, um deine Probleme zu bewältigen? Du glaubst, wenn du erst…, dann gäbe es keine Probleme mehr? Dann wärst du endlich „fertig“?

Gibt es denn wahrhaftig eine problemlose Welt? Schau mal genau hin!

Beispiele:

Du bist alleine? Single – Single Probleme.

Du bist in Partnerschaft? Beziehung – Beziehungsprobleme.

Du hast kein Geld? … ich kann mir XYZ nicht leisten, Existenzängste, Mangel, wie komme ich an Geld…

Du hast viel Geld? … Mag man mich nur wegen meinem Geld? Macht es mich wirklich glücklich? Was mach ich damit? Wie verliere ich es nicht? Wie spare ich Steuern? …

Du siehst (stark vereinfacht): Wir haben stetig Probleme. Das Problemfeld wechselt nur. Und ja,  einige Felder sind existenzieller als andere.

Du kannst entscheiden, welche Perspektive und Haltung du dazu einnehmen willst und dich damit entschließen, wie du und auf welchem Feld du wachsen willst. Es ist dein Leben, deine Freiheit, deine Wahl.

Und noch eine Falle: Mich packt manchmal der Irrglaube, „Wenn ich …  dann…“. Dies vermittelt uns oft die Branche der Persönlichkeitsentwicklung und auch die Gesundheitsbranche in all ihren Facetten. „Wenn du dies machst… bist du gesund, glücklich und verdienst X K im Monat.“ 

Dies vermittelt die Gedanken, dass ich immer noch etwas falsch mache, wenn ich dort (gesund, glücklich, tolle Partnerschaft, finanziell reich…) nicht bin und kann mich schnell in einen (Selbst-) Optimierungswahn bringen, der mich in Überforderung und in eine nicht heilsame Spirale bringen kann.

Für mich passt dazu das Zitat von Bayo Akomalafe (auch wenn es aus einem anderen Zusammenhang stammt):

„Was wäre, wenn die Art und Weise, wie wir die multiplen Krisen versuchen zu meistern, Teil der Krisen selbst ist?“ 

Ich lade dich ein TIEF ZU ATMEN.

Was wäre, wenn die Herausforderung (oder wie es die Pioneers of Change auch nennen „Hereinforderungen“), die du in deinem Leben gerade wahrnimmst – genau das ist, was in deinem Leben JETZT gerade gebraucht wird?

  • Wozu lädt dich das Leben gerade ein?
  • In welchem Hinblick möchte das Leben, dass du in Verantwortung gehst, wählst und gestaltest?

Das Konzept, das hinter dieser Ansicht steht, ist u.a. das sogenannte Konzept der „radikalen Akzeptanz“. Radikal kommt aus dem lateinischen: radix = Wurzel, Ursprung. Zu den Wurzeln, zu deinem Ursprung kann dich so ein Erleben führen.

Das Konzept sieht vor, alle Soseins Zustände des Lebens anzunehmen und zu akzeptieren.

Das bedeutet nun nicht, dass ich nicht mehr jammern darf oder mich mal in Selbstmitleid suhlen darf. Trost gespendet zu bekommen, sich mal richtig „auszukotzen“ und vor allem in die Selbstverantwortung zu gehen und etwas zu lernen ist wichtig!

Doch zu akzeptieren, dass zum Leben Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten dazugehören, kann tief „erleichternd“ sein.

Ich bin also genau so gemeint, wie es JETZT gerade ist. Ich bin „richtig“ und kann lernen und wachsen!

Gut, schlecht, hoch, tief: das eine gibt es nicht ohne das andere. Wir leben in einer Welt der Dualität, der Komplexität. Leben bedeutet die Bewegung darin, der stetiger Wandel…

Leiden beginnt, wenn ich im Widerstand zu dem bin, was ist.

Bist du bereit erst einmal zu akzeptieren – ohne aufzugeben?

Nimm dir Zeit und reflektiere über dein SOSEIN.

Hier ein paar Impulsfragen für dich?

  • Wozu lädt dich das Leben gerade ein? Worin darfst du dich entwickeln und wachsen?
  • Worin ist es gerade günstig zu investieren?
  • In welchen Erkenntnissen, in welchem Bewusstsein kannst du Halt finden und tiefe Wurzeln schlagen?
  • Was zeigt dir dieser Tiefpunkt: Werte, Bedürfnisse?
  • Wofür gilt es dankbar zu sein?

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