Wo Herausforderungen auftauchen, zeigen und entwickeln sich Kräfte.

Annehmen was ist. Alles annehmen? Echt jetzt?

Naja, ganz aufrichtig: Was willst du sonst tun? Es IST ja erst einmal. Dagegen im Widerstand zu sein, erscheint aussichtslos.

Kann und will ich ganz JA zum LEBEN sagen? Mit all seinen Aspekten? Licht und Schatten? Und wenn ja? Wie geht das?

 

Wenn ich in die Welt blicke und so wie sie sich entwickelt, werden unsere Probleme derzeit nicht einfacher und weniger. Die Krisen stapeln sich eher. Wirtschaftskrise – Flüchtlingskrise – Kriege – Hungersnöte – Klimawandel…

Zeitgleich: Wir wissen immer mehr, erforschen immer mehr, bekommen Zugang zu mehr Informationen… und begreifen, dass wir noch immer nicht wissen und kommen an menschliche Grenzen – denn wir können nicht alles wissen und wahrnehmen!

Und das ist auch gut so. Wir benötigen Filter, damit wir nicht völlig „überschwemmt“ werden. Es ist nur wichtig zu wissen, dass wir Filter haben und wie sie funktionieren, insbesondere um nicht dem Irrtum zu unterliegen, wir wüssten alles und kennen damit DIE Wahrheit. Was hätten wir dann noch zu entdecken, zu bewundern, zu erleben? Und wie arrogant und anmaßend wären wir dem vielfältigen Leben und dem Universum gegenüber.

Es gibt ein Modell, dass beschreibt die Welt, in der wir gerade leben als eine VUCA-Welt. Das Wort stammt aus dem amerikanischen Militär und ist ein Akronym:

„V wie Volatil. Wir leben in einer volatilen digitalen Welt, d. h. sie ist durch Schwankungen und Schnelllebigkeit gekennzeichnet. Rahmenbedingungen wechseln häufiger und schneller. Sie können sich von einem Tag auf den anderen komplett wandeln.

U wie Uncertain. Wir sind konfrontiert mit Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit von Ereignissen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Wir wissen, dass wir nicht wissen.  Eine Planung ist kaum möglich, aufgrund mangelnder Kenntnis und zu viel Ungewissheit. Das bedeutet auch vermehrt mit Risiken umzugehen.

C wie Complex. Wir erleben eine hohe Vielschichtigkeit und eine große Anzahl von Stressfaktoren, die auf uns einwirken. Die Komplexität steigt durch eine zunehmende Vernetzung und Verknüpfung von Prozessen und Sachverhalten. Alles hängt miteinander zusammen, ist vielschichtig und scheint oft undurchschaubar. Ursache und Wirkung lassen sich kaum noch greifen.

A wie Ambiguous. Situationen oder Informationen in unserer Welt haben eine Mehrdeutigkeit und wir sind häufiger mit Widersprüchen und Paradoxien konfrontiert. Das erschwert die Orientierung. Die Dinge sind als solche nicht in ihrer Ganzheit zu erfassen und können unterschiedlich interpretiert werden. Klare Entscheidungen zu fällen, werden dadurch erschwert.“

(Quelle: Life trust Coaching Ausbildung – Veit Lindau)

Mittlerweise gibt es noch andere Kunstwörter wie z.B. BANI, RUPT und TUNA. Bei allen geht es um ähnliche Aspekte: Das Umfeld ändert sich immer schneller und unvorhersehbarer. Das was gestern noch gewesen ist und funktioniert hat, gilt morgen vielleicht nicht mehr. Wir stehen in einer Flut von Möglichkeiten, Perspektiven und Informationen.

Doch wir versuchen weiter alles zu verstehen! Was folgt ist noch eine Wortneuschöpfung: BRAIN MELTING = etwas ist (informell) in einer Weise so überwältigend und verhindert damit kohärentes Denken. Kohärenz bedeutet, dass der Gedankengang in sich logisch, zusammenhängend und nachvollziehbar ist. Doch das wird zunehmend unmöglich, gibt es doch so viele Ebenen, Informationen und unbegrenzte Möglichkeiten zu berücksichtigen.

Was also nun?

Die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, bescheren uns die Not-wendigkeit (etwas das die NOT wendet) uns unserer Kräfte bewusst zu werden, diese zu trainieren und weiterzuentwickeln.

Vielleicht kennst du das? Wenn du nichts sehen kannst, wird dein Hören um so feiner und aktiver.

Während ich dieses schreibe, ist mein linker Fuß frisch operiert und ich darf ihn nicht belasten. Ich nutze daher verstärkt mein rechtes Bein und meine Muskulatur rechts kräftigt sich.

Vielleicht kennst du auch die Redewendung: „Not macht erfinderisch.“

Aus der Not wurden viele Erfindungen geschaffen. Etwas das vorher nicht da war, wird entwickelt, um einer Herausforderung zu begegnen.

Was braucht es also?

„Hinfallen, aufstehen, Krone richten.“

Resilienz ist eines der Zauberworte, die es braucht. Resilienz bewirkt, dass wir aus Krisen gestärkt hervorgehen können.

Diese Überzeugung habe ich auf meinem eigenen Weg und auch in meinen Zeiten als Sparkassenbetriebswirtin in der Unternehmensberatung im Bereich Sanierungsmanagement gewonnen. Dort habe ich Unternehmen begleitet, die kurz vor der Insolvenz standen. Was für eine komplexe Krise – auf diversen Ebenen, beruflich wie privat. Und wie sehr haben einige Menschen diese Zeit für sich genutzt und gemeistert – haben sich gewandelt, sich neu aufgestellt, haben vieles gelernt und sind stärker geworden!

Um einem Irrtum Vorweg zu kommen: Resilienz bedeutet nicht, dass ich nicht erneut „Zusammenbrüche“, Scheitern und Krisen erlebe. (siehe dazu auch BLOG von Tiefpunkten und Krisen)

Was bedeutet dann also Resilienz? Ich zitiere Veit Lindau:

„Resilienz 1.0 = ROBUSTHEIT

Dies beschreibt die Fähigkeit, nach einer Krise wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren. Bounce back. Resilienz 1.0 setzt allerdings voraus, dass die Krisen nacheinander geschehen.

In Zeiten, in denen es Stapelkrisen gibt, reicht diese Stufe nicht aus. Wir brauchen noch weitere Fähigkeiten.

Resilienz 2.0 = ADAPTION

Dies beschreibt die Fähigkeit einer kontinuierlichen Anpassung an veränderte Bedingungen und eine Weiterentwicklung über den bisherigen Zustand hinaus. Bounce forward.

Was macht Resilienz aus? Woraus setzt sich diese zusammen?

Resilienz ist für mich etwas, das durch Krisen geübt und auf die Probe gestellt wird. Doch ich kann mich bewusst dazu entscheiden, dies auch außerhalb von Krisen – präventiv – zu lernen.

Eine Annäherung an das Thema…

Veit Lindau benennt folgende Elemente der Resilienz:

  • Selbstverantwortung
  • Selbstwirksamkeit
  • Akzeptanz & Loslassen
  • Zukunftsorientierung
  • Lösungsorientierung / Kreativität
  • Freude
  • Starke Netzwerke
  • Erholung / Selbstregulation & Selbstfürsorge
  • Achtsamkeit

Selbstverantwortung

Selbstverantwortung ist die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Bist du noch Opfer oder schöpfst du schon? Erkenne deine Ausreden! Resilienz braucht auch den sanften A…tritt.

Du MUSST kaum etwas! Die Frage ist: Zu was bist du bereit, willens und fähig?  Und wenn du (noch) nicht fähig bist, bist du bereit um Hilfe zu bitten? Auch das ist Selbstverantwortung!

Selbstwirksamkeit

Jedes nicht gestörte System ist aus sich heraus wirksam. Für uns Menschen bedeutet das, sich ein Kommando zu geben und dem auch zu folgen. Selbstwirksamkeit funktioniert wie ein geistiger Muskel. Wenn wir sie trainieren, wird sie stärker. Erfolgreiche Menschen sind meist nicht talentierter, sondern selbstwirksam. Das Gegenteil davon ist erlernte Hilflosigkeit. Wenn wir in unserer Kindheit die Erfahrung gemacht haben, dass wir unsere Bedürfnisse und Wünsche nicht durchsetzen konnten, verankert sich das tief im System und wir fühlen uns hilflos.

Wo erlebst du den Schwerpunkt der Kontrolle über dein Leben? Selbstwirksame Menschen erleben sie im Innen, Menschen mit erlernter Hilflosigkeit im Außen. Selbstwirksamkeit kannst du trainieren. Definiere kleine Ziele > setze sie um > feiere die Erfolge > setze etwas größere Ziele usw. Wenn wir immer in der Komfortzone verweilen, können wir keine Resilienz entwickeln. Wir brauchen die Dehnung in die Lern- bzw. Wachstums-Zone.

Akzeptanz & Loslassen

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Reinhold Niebuhr

Beispiel: Das Verhalten deiner Kolleg*innen wirst du nicht ändern können, aber schon, wie du dich darauf beziehst.

Hier kommen wir auch schnell auf EGO- und Schattenthemen. Wo halte ich fest? Wo will ich recht behalten? An welcher Stelle taucht mein „Besser-wissen“ auf, mein urteilender Geist von richtig und falsch (in unausgewogenen Maßen)? Sich auch dieser Anteile bewusst zu werden, dient der Resilienz. Umarme dich mit all deinem Licht und Schatten.

Zukunftsorientierung

Im fixen Mindset wollen wir, dass alles so bleibt, wie es ist. Doch Stapelkrisen verlangen von uns Veränderungsbereitschaft. Umso sinnvoller ist es, das Wachstums-Mindset anzuregen. Stelle dir also bewusst selbst gewählte Herausforderungen.

Zukunftsorientierung bedeutet auch, nicht dauerhaft in die Vergangenheit zu schauen… aus ihr zu lernen, doch nicht darin zu verharren. Schaue nach vorne, denn du kannst nur das hier und jetzt gestalten und Samen für die Zukunft setzen.

Lösungsorientierung / Kreativität

Wichtig ist, den Unterschied zwischen positivem und konstruktivem Denken zu erkennen. Künstlich positives Denken ist toxisch, weil die negativen Gedanken, die natürlich sind, unterdrückt werden. Manchmal ist es durchaus dienlich den inneren Kritiker und Zweifler zu befragen. Vielleicht hat auch dieser einen wichtigen Hinweis und Perspektiven, an die dein Optimist noch nicht gedacht hat.

Konstruktives Denken bedeutet nicht, sich etwas schöner zu reden als es ist, aber dennoch lösungsorientiert zu denken. Fragen: Was ist das Geschenk an der Situation? Wie kann ich an einem solchen bescheidenen Tag wie heute Freude empfinden?

Problemorientiert: Ich weiß, was ich nicht will. Warum ist es immer so?

Lösungsorientiert: Was will ich? Wie kann ich das, was ich will, bekommen?

Hier kann auch dienlich sein, sich zu fragen: Wenn alles möglich wäre, dann…?

Oft begrenzt uns unser Verstand in unserer Vorstellungskraft und wir halten so einiges für nicht möglich. Doch dann kam einer und hat es trotzdem gemacht…

Werde kreativ!

Freude

Wir brauchen Freude in unserem Leben. Freude tut uns gut, motiviert uns und lässt uns schneller lernen. So gilt es bewusst Inseln der Freude in den Alltag einzuplanen, selbst wenn es gerade schwierig ist. Bsp.: Ein Paar hat ständig Konflikte, lässt diese bewusst für eine Zeit ruhen und macht etwas gemeinsam, dass Freude bereitet, wie z.B. zusammen essen und tanzen gehen.

Aus dem eigenen Erleben kenne ich auch, meine Erfolge nicht zu feiern und zu würdigen. Mögen sie auch noch so klein sein. Ich kenne zutiefst den inneren Antreiber und Kritiker. Feiern und Freude bringen die Balance.

Starke Netzwerke

Netzwerke, in denen wir uns bewegen sind so wichtig. Sind es lebendige Beziehungen, in denen du dich bewegst? Liebend, fordernd, fördernd, schützend, stützend?

In Krisen neigen Menschen dazu sich abzuschotten. Doch die Krise entsteht, weil sich der Mensch schon lange vorher abgeschottet hat und auch nicht mehr um Hilfe fragt.

Erholung

Stille und Erholung sind wichtige Elemente auch im Schöpfungskreislauf: Kreativität – Tat – Korrektur -STILLE / Erholung. Wichtig dabei ist zu unterscheiden zwischen aktiver und passiver Erholung: passiv, z. B. TV sehen, chillen vs. aktiv, z. B. Meditieren, Yoga, Sauna, Sport.  Wie bei allem gilt es das richtige Maß zu finden.

Achtsamkeit

Die wichtigste und mächtigste Methode zur Resilienz-Stärkung ist Achtsamkeit. Achtsamkeit braucht es für alle anderen Elemente. Achtsamkeit ist die bewusste Wahrnehmung und das Erleben des aktuellen Moments. Du spürst deinen Körper und Geist, nimmst Gefühle und Sinneseindrücke wahr.

Nur wenn du ganz im Hier und Jetzt bist, bist du voll wahrnehmungsfähig und handlungsfähig.

Ich nenne dies auch „Präsent sein – das Geschenk der Gegenwärtigkeit.“ (Schau gern in meine Retreats. Darin widme ich mich diesem Thema ausführlich.)

Impulsfragen:

Erlebst du dich eher im Widerstand oder nimmst du die Aufforderung zum Wachstum an?

Wie resilient erlebst du dich?

Welche Elemente der Resilienz würdest du als deine Stärken ansehen? Welche als dein Entwicklungspotenzial?

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